Oder Kinky Szene 101
Die Tür ins Wunderland
Alice auf dem Weg ins Wunderland – so in etwa kam ich mir auf dem Weg zu meiner ersten kinky Party vor. Als würde mich dort eine ganz andere Welt voller surrealer Abenteuer und Gestalten erwarten. Richtig weit weg ist meine Vorstellung von damals nicht. Allerdings hatte Alice einen großen Vorteil mir gegenüber: Ihr Kleid entsprach dem Dresscode ganz mühelos.
DRESSCODE – alleine bei dem Wort graust es so einigen, was genau ist ein Dresscode? Zu deutsch lässt sich das ganze wohl in „Bekleidungs-Bestimmungen“ übersetzen, also Vorgaben, was man zu dem Event anziehen soll. Aber mit einer Aufzählung à la “Lack, Leder, Latex, Burlesque, extravagant und Hauptsache nicht alltäglich!” können die wenigstens von uns tatsächlich etwas anfangen.
ES MUSS NICHT IMMER TEUER SEIN – Kink ist teuer, egal, ob es um Vorlieben oder Klamotten geht. Vor allem Social Media täuscht uns vor, dass wir mindestens 1000 Euro investieren sollten, bevor es auf die erste Party geht. Oft genug bieten auch normale Läden partytaugliche Kleidung, auch über diverse Second-Hand Portale und Shops lassen sich einige Schnäppchen ergattern, die ein Anfang für die Party-Garderobe sein können. Hier ist die eigene Kreativität gefragt!
LASST EUCH ANZIEHEN – In den meisten Großstädten gibt es inzwischen gut sortierte Fetischläden mit kompetenter Beratung. Auch Messen wie die Passion, Obscene und die Boundcon sind hervorragende Anlaufstellen zum Anprobieren. Wenn ihr also keine Ahnung habt, was es werden soll, dann lohnt es sich vorbei zu schauen. Hier gibt es nicht nur eine bunte Auswahl an Outfits, um sich Sachen überhaupt mal anzusehen, sondern auch die Möglichkeit, alles mal anzuziehen. Einige Läden bieten inzwischen sogar Termine mit Personal-Shopping-Beratung an. Meine Erfahrung in diesen Läden ist auch, dass der ganze Laden in die Beratung einsteigt und man sich gemeinsam Tipps und Tricks zeigt. Idealerweise lernt ihr da also auch eure Crew für die erste Party kennen.
– HIER EINIGE MEINER LIEBLINGSLÄDEN –
Best Of Cologne | Schaafenstrasse 12 | 50676 Köln
Boutique Bizarre | Reeperbahn 35 | 20359 Hamburg
Inner Sanctum Latex | Erichstraße 15-17 | Hamburg
My Holy Desire | Maistraße 10 | 80337 München
Maniac Latex | Greifswalder Str. 9 | 10405 Berlin
VORSORGE & NACHSORGE – Übrigens zeigt man euch bei Läden und Messen natürlich auch, wie man Teile anzieht und sie am Ende pflegt, gerade bei Leder oder Latex kann ganz schön schnell was schiefgehen. Das Harness aus dem Internet kann nämlich eine ganz schöne Herausforderung darstellen, da sind fachkundige Hände oft die Rettung.
ZUM ANGEZOGENEN: Grundsätzlich kann man alles und nichts auf kinky Partys tragen, es ist immer eine Frage des Stylings und der Kombination.
– HIER SIND EIN PAAR HINWEISE UND GENERELLE REGELN –
KINKY MENSCHEN SIND ELSTERN! Wir lieben alles, was glänzt! Leder, Latex, Metall, Wetlook, Netz, Mesh, geölte Haut und Glitzer! Oft kann man hier direkt einen guten Ansatz finden: Was im Kleiderschrank funkelt und wie kann man es ungewöhnlich kombinieren? Ihr müsst euch natürlich nicht in eine Discokugel verwandeln, oft kann man mit einem glänzenden Teil einfach einen schönen Fokuspunkt setzen, um den sich ein Outfit herumbauen lässt.
FOR EVERY-BODY Eines der besten Basic-Teile für mich ist ein Body! Oder ein Badeanzug. Die gibt es in allen möglichen Designs, Muster, Farben, Materialien und Formen. Aus Netz oder Spitze lässt sich gut mit der durchschimmernden Nacktheit spielen, in knalligen Farben ist er ein toller Hingucker. Durch verschiedene Schnitte lassen sich Lieblingszonen hervorheben und die anderen gut kaschieren. Bodys gibt es in vielen Geschäften und für jedes Budget. Dazu noch Strumpfhosen, Strümpfe, ein Harness oder tolle Schuhe und die Basis für euer Outfit ist geschaffen.
UNTERSCHÄTZTER KLASSIKER: Die Weste – Westen sind wie Korsetts: sie sind formend, kommen in allen möglichen Formen, Materialien und Farben, machen einen schönen Rücken und sind gender-neutral. Sie lassen sich mit diversen Kleidungsstücken kombinieren, um ein raffiniertes Outfit zu schaffen. Grade Menschen, die unsicher mit ihrer Körpermitte sind, können hier ein tolles Teil finden, um ein gutes Styling zu schaffen.
Es gibt übrigens auch einige Marken, die lange Westen, also ärmellose Mäntel anbieten, diese können ein absoluter Hingucker auf jeder Veranstaltung sein.
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UND UNTENRUM?
Hier ist alles möglich: Röcke, Shorts, Hosen und Leggings und so weiter und so fort. Bevor ich mich hier verfachsimpele – ich wähle meine Unterteile unter folgenden Kriterien aus:
TANZPARTY: Etwas, in dem ich mich gut bewegen kann und das nicht zu warm wird. Ich verzichte hier auf lange Hosen, Latex- oder Leder Leggings. Lieber Shorts, Röcke oder gleich Body oder Unterwäsche. Eine Alternative wären weite Hosen aus leichtem Stoff, wie Mesh oder Satin oder Palazzo-Hosen, die an der Seite geschlitzt sind.
PLAYPARTY: Wenn ich spielen will, dann kommt es immer darauf an was ich vor habe: eine intensive D/S-Session mache ich gerne in einem aufregenden Unterteil, wie zum Beispiel Leggins, nicht zuletzt weil die auch echte Handschmeichler sind. Fesseln möchte ich aber wieder lieber in flexiblen Sachen.
ACHTUNG: Die meisten Partys verbieten übrigens Jeans und Cargo Hosen. Wenn ihr große Bewegungsfreiheit wünscht, dann seht euch in Tanz-Geschäften, bei Funktionskleidung oder beim Kampfsport um: Einer meiner liebsten Party-Röcke stammt aus einem Tanzladen und Zimmermannshosen gehören zu den spannendsten Unterteilen für Männer! Diese Materialien sind zum Bewegen gemacht und man findet sie nicht direkt auf Amazon. Einige Partys bieten inzwischen einen Outfit-Check über Social Media an. Hier bekommt ihr den idealen Input mit lokalen Empfehlungen.
GROSSE NO-GOS? Die beste Unterwäsche und eure Winterstiefel. Auf so mancher kinky Veranstaltung kommt das zwar an der Türe vorbei, ist aber oft einfallslos. Wenn ihr euch für diese Variante entscheiden, dann schneidet doch bitte die Schildchen raus, gerade Boxershorts mit Marken-Bund sind echte Stimmungstöter.
Falsch angezogene Harnesse! Diese sehe ich besonders oft an jungen Menschen. Ein Testlauf mit eurem Outfit rettet euch vor einigen Fehltritten!
Die berüchtigte “Alltagsklamotte” Fragt euch immer: Würdet ihr in dem Outfit bei Rewe an der Fleischtheke stehen und niemand kommentiert es? Dann ist es zu wenig oder zu viel.